Freiheit von Gedanken
Kurze Gedanken: Wenn ich anerkenne, dass ich nicht meine Gedanken bin und auch nicht meine Gefühle oder Emotionen; wenn ich meinen „Wesenskern“ lossage von meinen Konditionierungen
und diese auch als solche verstehe; wenn ich mich frage, was ich eigentlich will – vor allem wenn Parameter wie Geld, Status, Pflichtgefühl usw. keine Rolle spielen würden – dann empfinde ich das zuweilen als sehr befreiend und zeitgleich als verunsichernd. Das Zitat von Chödrön spricht mich an, da das Bild des Himmels diesen Zustand für mich sehr gut visuell einfängt.
All das, was mich im Außen hält, Arbeit, Dramen, Ablenkungen, was mich vermeintlich zum Reagieren zwingt (weil wir ja immer meinen wir würden, nur reagieren) als Wetter zu betrachten. Als Phänomen welches vorbeizieht. Das Wetter ist nur ein Ablauf, welcher es schwer macht, den Himmel zu sehen- und dennoch zu wissen, der Himmel ist blau hinter den Wolken.
Als ich begonnen habe zu meditieren hat es mir sehr geholfen, mir meine Gedanken als Wolken vorzustellen, die am Himmel vorbeiziehen. Ich kann sie betrachten, lese sie aber mehr als ein Ereignis, als dass ich sie als Zustand wahrnehme. Dann ist das so eine Sache mit dem Wetter. Es ändert nichts, ob ich mich über ein meteorologisches Phänomen ärgere. Die einzige Handlungsmöglichkeit, die bleibt, ist dem Wetter und den Wolken mit Gelassenheit zu begegnen und sich darauf zu konzentrieren, dass der Himmel weiterhin blau ist, auch wenn er gerade nicht sichtbar ist. Interessant ist der Effekt, dass wir die visualisierten Gedanken-Wolken während einer Meditation oft auf Kopfhöhe wahrnehmen – wie die Gedanken, welche in unserem Kopf nach vorne drängen. Es kann lohnend sein, die gedankliche Perspektive zu wechseln, um auf die Wolken hinabzublicken. Sich im Himmelsblau zu verorten und auf den ganzen Lärm von oben herab zu schauen.
Wir denken ca. 60.000 Gedanken am Tag. Ein sehr geringer Anteil dieser Gedanken ist aufbauend. Es ist zudem ein bisschen tragisch, dass die täglichen Gedanken sich zu 98% einfach wiederholen. Wir bestätigen uns selbst. Gleichzeitig ermöglicht es die Freiheit, die Gedanken mal für eine Weile ziehen zu lassen und ihnen ihre Wichtigkeit, ihren Status zu entziehen. Sie werden vermutlich morgen alle wiederkommen.